Körperrasur und vernähte Hände.
Performance von Black Market und System HM2T macht Zuschauer sprachlos.

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert? Auf dem Marktplatz-Pflaster wimmelte es gestern von Pfennigstücken und wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, sie aufzusammeln, wäre er ein paar hundert Mark reicher gewesen. Doch niemand bückte sich. Vielleicht lag es daran, dass sich das Leben auf dem Platz ziemlich verändert hatte. Statt der üblichen Flaneure marschierte vor dem Knochenhauer Amtshaus ein schwarz gekleideter Mann mit rohen Fleischstücken herum, während sich zwei Nackte eine öffentliche Ganzkörperrasur verpassten. Ein paar Meter weiter schickte sich derweil jemand an, die Pflastersteine mit seiner Zahnbürste zu putzen.

Das Ganze war Teil der „transeuropa“-Performance der Gruppen Black Market und System HM2T. Ziel der internationalen und Hildesheimer Künstler war es, mit verbrannten Büchern oder Klettermännchen an einer Angelschnur die Struktur des Alltags aufzubrechen. Oder zumindest die Wahrnehmung der Passanten zu verändern. Und das gelang - spätestens am Nachmittag, als sich die beiden Hildesheimer Helge Meyer und Marco Teubner die Hände gaben und sie aneinander nähten. Die Passanten sahen schweigend und fassungslos zu. Und gingen ohne Kommentar weiter.
Skurril und oft provokativ war die Performance, nie jedoch aggressiv. So konnte die Polizei, die nach dem Rechten schaute, schnell weiterziehen.

Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 9.6.2000