Die dunkle Seite der Weltausstellung.

PEINE / HANNOVER. Mit ihrem Auftritt bei der Weltausstellung EXPO 2000 am Montag im Deutschen Pavillon sorgten der Peiner Performer Helge Meyer und sein Hildesheimer Partner Marco Teubner für eine‚ geladene Atmosphäre’. Die beiden Nachwuchskünstler, die ihr Projekt System HM2T nennen, traten gemeinsam mit der international besetzten Gruppe Black Market um den Kölner Performance-Star Boris Nieslony auf.
Beide Gruppen nehmen am 3. Europäischen Theaterfestival transeuropa 2000 teil, das von heute bis zum 17. Juni in Hildesheim stattfindet. Das Land Niedersachsen hatte die Theaterleute zur Eröffnung der Niedersachsenwoche im Deutschen Pavillon eingeladen.
Meyer und Teubner banden sich mit dicken Tauen an zwei Metall-Säulen des deutschen Weltausstellungspavillons und stemmten sich wie zwei Lastesel in die Seile, versuchten offenbar, die Stützen umzureißen.
Der Ire Alastair McLennan spielte währenddessen mit vier halben echten Schweineköpfen und toten Fischen und ließ Fußstapfen aus Papier zu Boden fallen, der Schweizer Norbert Klassen - vermummt mit einer Strickmütze - blies Luftballons auf, bis sie platzten, der Finne Roi Vaara schob sich ein Schlachtermesser durch den Schlund, Nieslony zeigte Fotos von Toten. Lee Wen aus Singapur bedeckte die Schweineköpfe mit Blumenblütenblättern. Alle arbeiteten konzentriert, sehr ruhig.
Als „absoluten Erfolg“ bezeichnete Meyer die zweistündige Performance, auch wenn einige im Publikum irritiert waren. „Das ist eine Schande“ habe ein Zuschauer gesagt, dass Deutschland in dieser Form repräsentiert werde. Provokation war beabsichtigt. Die Zuschauer sollten ihren Gefühlen freien Lauf lassen. „Sie sollten sich fragen, ob man nur das schöne Bunte sehen möchte, oder andere Dinge zulassen will“, erklärte Meyer.
Die zehn Künstler, speziell System HM2T, rissen zwar nicht den Deutschen Pavillon ein, schafften mit ihrem Kraftakt aber Platz für andere Sichtweise: Der Auftritt war‚ anders’, dunkler, geheimnisvoller, als die bunte Entertainmentwelt, die die Expo für ihre Besucher sonst bietet.

Peiner Allgemeine Zeitung, 7.6.2000